Abstracts

Melanie Weirich, Friedrich-Schiller-Universität Jena - 30.05.2023, 17 Uhr

Melanie Weirich, Friedrich-Schiller-Universität Jena - 30.05.2023, 17 Uhr

Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität: biologische Einflüsse, gender identity & sozialer Kontext

Die Definition von Geschlecht verändert sich, sowohl rechtlich - mit dem Aufkommen einer dritten Geschlechterkategorie - als auch innerhalb der Gesellschaft - mit einer lebhaften Diskussion über  die Vielfalt von Geschlecht mit der Veränderung von einer dichotomen und kategorialen Dimension zu einem vielschichtigen und fließenden Konzept auf einer kontinuierlichen Skala. In der phonetischen Forschung wird das Geschlecht meist noch als zweistufiger Faktor betrachtet. Während diese bimodale Verteilung in einigen Fällen ausreichend sein mag, um z.B. die durch biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern bedingte Variabilität zu berücksichtigen, scheint sie in der Soziophonetik, wo der Sprecher als identitäts- und stilschaffendes Individuum behandelt wird, nicht ausreichend zu sein. In meinem Vortrag werde ich verschiedene Produktions- und Wahrnehmungsstudien vorstellen, in denen wir geschlechtsspezifische phonetische Variabilität untersuchen und das Geschlecht durch sozialpsychologische Skalen wie die selbst eingeschätzte Femininität/Maskulinität einer Person, normative Geschlechtsrollenorientierung oder Identifikation mit der Gruppe der Frauen/Männer integrieren.

Sven Leuckert, Technische Universität Dresden - 27.06.2023, 17 Uhr

Sven Leuckert, Technische Universität Dresden - 27.06.2023, 17 Uhr

‘This thing bled acid’: A corpus-based analysis of language and gender in slasher movies

The final girl as a character rose to popularity in the 1970s and can be found in horror movies up to the present day, but has experienced numerous changes in depiction over time. Carol Clover’s (1987) essay ‘Her body, himself’ is the first major example of scholarship analysing the ‘final girl’ trope, which is now one of the most well-known staples of horror films: Typically starting as a damsel-in-distress, she emerges victorious as the last survivor of a horrifying killing spree and, according to Clover (1987: 221), alternates between feminine and masculine characteristics.

In my talk, I qualitatively and quantitatively investigate a corpus of screenplays in terms of how linguistic features (stereo)typically associated with gendered speech are produced by ‘final girls’ and ‘final boys’ in slasher movies. The results show that, while certain stereotypes are confirmed, there are also subtleties in presentation, and the complexity of the results match Clover’s suggestion that final girls, in particular, tend to undergo significant changes over the course of a movie. Other characters, such as Ellen Ripley from the Alien franchise, almost completely subvert genre tropes and, consequently, viewer expectations.

Clover, Carol J. (1987). “Her body, himself: Gender in the slasher film.” Representations 20: 187-228.

Friederike Fischer, Technische Universität Dresden - 18.07.2023, 17 Uhr

Friederike Fischer, Technische Universität Dresden - 18.07.2023, 17 Uhr

„This shows you just how strong of community we are!!” Sprachliche Solidaritätspraktiken im Subreddit r/wallstreetbets

Als Interaktionsräume können soziale Netzwerke Bewegungen hervorrufen, die sich verselbstständigen und auch außerhalb der digitalen Medien Reichweite erlangen können. U.a. Hashtagkampagnen (#me-too) oder konzertierte Aktionen (Blackout Tuesday) entstehen als Reaktion auf gesellschaftliche Miss-stände und Konflikte, machen darauf aufmerksam und dienen dazu, eine Gruppe zu konstituieren. In meinem Vortrag werde ich mich mit sprachlichen Praktiken auseinandersetzen, die mit der Entwicklung von Gruppenkohäsion und somit auch der Bildung sozialer Bewegungen einhergehen. Dabei wird das Konzept der Solidarität als heuristisches Werkzeug für die Analyse nutzbar gemacht (zum Konzept der Solidarität vgl. z.B. Tranow 2012).

Im Zentrum der Untersuchung steht eine soziale Bewegung, die Anfang Januar 2021 im Subreddit r/wallstreetbets entstand und innerhalb kürzester Zeit enorme Reichweite erlangte. Anhand dieses Fall-beispiels werde ich explorativ und beispielhaft Praktiken aufzeigen, die Nutzer:innen verwenden, um Solidarität zu bekunden und eine Gruppe zu konstituieren. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von (gen-derbezogenen) Beleidigungen als Mittel zur Identifikation und Abgrenzung von Außenstehenden. Auf Grundlage eines großen Korpus mit ca. 221 Mio. Tokens werden quantitative und qualitative Herange-hensweisen verschränkt, um einen umfassenden Zugang zum Thema zu ermöglichen (vgl. Lutzky/Kehoe 2022).

Lutzky, Ursula/Kehoe, Andrew (2022): Using Corpus Linguistics to Study Online Data. In: Vásquez, Camilla (Hg.): Research Methods for Digital Discourse Analysis. London: Bloomsbury Academic. S. 219–236.

Tranow, Ulf (2012): Das Konzept der Solidarität: handlungstheoretische Fundierung eines soziologischen Schlüsselbegriffs. Wiesbaden: Springer.